Geschichte der Dittrichshütter Windmühle
Teil 1
Seit alten Zeiten musste das Korn von den Dittrichshütter Bauern in Schwarzburg gemahlen werden.
Es gab von alters her eine fürstliche Anordnung , den "Mahlzwang", wonach Dittrichshütte und die umliegenden Dörfer
ihr Getreide ausnahmslos in Schwarzburg zu mahlen hatten.
Für den recht langen und beschwerlichen Transport wurden vom Schwarzburger Müller Esel in die Orte gesandt, die das Korn abholen sollten. Häufig kamen aber diese Esel unregelmäßig oder bei Wetterunbilden gar nicht. Dann transportierten die Bauern das Korn mit eigenen Ochsenkarren nach Schwarzburg in die Mühle, wo sie aber auch oft tagelang warten mussten. Sei es wegen der hohen Auslastung der Mühle oder der niedrige Wasserstand der Schwarza ermöglichte kein zügiges Mahlen.
Zur Verbesserung dieser Situation wurde durch den Gemeinderat
unter der Führung des Schultheiß Johann Friedrich Wegel am 21. August 1836 eine Bittschrift an die Fürstliche Regierung in Rudolstadt aufgesetzt. Dieses Schreiben, mit der Bitte um Aufhebung des "Mahlzwanges" und der Erlaubnis zum Bau einer Windmühle, wurde dem Amt am 30. August übergeben.
Da Schwarzburg zum Amtsbezirk Königsee gehörte, wurde dieses Amt von der Rudolstädter Regierung aufgefordert den Sachverhalt zu prüfen.
Dazu werden die beiden Müller Bernhardt und Bleyer am 20. Oktober befragt. Beide wollen aber wegen verschiedener Gründe ( Umsatzverlust, Vorhalten der Transportesel ) nicht auf das Recht des Mahlzwanges verzichten.
Daraufhin wurde die Entscheidung am 09. November 1836 dem vorgeladenen Gemeinderat mitgeteilt. Die Gemeinde solle solange mit ihrem Antrag warten, bis die Aufhebung des Mahlzwanges gesetzlich beendet und öffentlich publiziert werde. Wegen der nachteiligen Behandlung durch die Müller, solle der Beschwerdeweg beim Amt genutzt werden.
Erst nach 29 Jahren wurde ein neuer Anlauf gewagt.
Am 18. Februar 1865 bat Schultheiß Johann Heinrich Wegel im Fürstl.Amt zu
Blankenburg "Um Erlaubniß zur Anlegung einer Windmühle". Daraufhin fand am 12. März eine Besprechung mit dem Justizamtman Sigismund, dem Schultheiß Wegel und dem Mühlenbaumeister Richter aus Königsee in der Dittrichshütter Schenke statt. Letzterer solle ein Gutachten über die Machbarkeit des geplanten Baues erstellen. Am 07. April wurde dieses Gutachten dem Heinrich Wegel eröffnet, es enthielt eine Empfehlung zur Lage des Bauplatzes aber auch Bedenken zum Bau einer Windmühle (ungeeignet wg. bergigen Geländes).
Mit diesem Gutachten und dem Lageplan der Mühle wurden der Schultheiß Heinrich Wegel und sein Bruder Nicol am 06.Mai wieder bei der fürstl.Regierung in Rudolstadt vorstellig.
Daraufhin wurde das Blankenburger Amt aufgefordert die Einzelheiten zur Genehmigung festzulegen. Nachdem Schultheiß Wegel am 02. Juni dem Amt mitteilte, dass die Gemeinde ein Grundstück "Vor dem Seelige" der Gemeindeschenke gegenüber gekauft habe, wurde am 07. Juni im "Fürstl.Schwarzb.Rudolst. gnädigst privilegiertes Wochenblatt" das Bauvorhaben veröffentlicht
Am 08.Juli sendet das Amt Blankenburg ein wohlwollendes Schreiben mit der Befürwortung des Baues an die Regierung in Rudolstadt.
20.Juli1865 - endlich wird der Mühlenbau genehmigt.
Drei Punkte sind zu beachten !
1. die Proteste der Schwarzburger Müller sind auf dem Rechtsweg zu klären
2. der Bau ist solid, nach dem Risse und am angegebenen Ort auszuführen
3. der Betrieb ist nach den gesetzlichen Vorschriften zu betreiben, bei der Gemeinde ist ein Anmeldeschein auszufertigen und die Kosten des Genehmigungsverfahren zu entrichten.
Der Bau begann sofort.
Der Bauherr war die Mühlenbaugesellschaft, eine neu gegründete Aktiengesellschaft aus 25 Einwohnern von Dittrichshütte und Braunsdorf.
Bereits am 06. Dezember konnte die Einweihung gefeiert werden.
In der Wohnung des Aktionärs Joh.Nicol Wegel (heute Dittrichshütter Hauptstr.33) versammelten sich alle 25 Aktionäre und als Gast Justizamtman Sigismund. Von dort startete der Festzug mit dem Träger des Bauerngiebels vornweg, gefolgt von einer Blaskapelle, den Bauleuten, den Aktionären samt Frauen und eine Menge Anderer nach Braunsdorf an die Kirche. Dort reihte sich Pfarrer Meyer und Kantor Gräf mit in den Zug ein und weiter ging es zur neuen Windmühle.
Nach der Ankunft hielt ein Arbeiter aus einem der Fenster eine Festrede, brachte einen Vivatsruf auf den Fürsten, das fürstl.Amt Blankenburg, die Aktionäre und ihre Familien aus und warf das geleerte Glas in die Luft. Mit dem Lied "Nun danket alle Gott" schloß die Feierlichkeit. Als die Tür geöffnet wurde strömte die Menge nicht zuletzt wegen des kalten Wetters und stürmischen Windes eilends in die Mühle. So konnte auch Amtmann Sigismund seine vorbereitete Rede nicht mehr halten und nach einer geraumen Weile eilten die Gäste in die nahe Schenke oder gingen nach Hause.
Sigismund konnte zur Schultheißentagung am 02. Februar 1866 der fürstl.Regierung mitteilen:
"die neu erbaute Windmühle ist seit einiger Zeit im Gange und erweist sich als eine große Wohltat für die Bewohner der Höhendörfer".
Im selben Jahr reichte die Mühlenbaugesellschaft ein Gesuch zum Bau eines Wohnhäuschens für den Windmüller ein, welches sofort vom fürstl. Bauamt genehmigt und noch im selben Jahr gebaut wurde.